Leistenbruch

Wie wird ein Leistenbruch diagnostiziert?

Ein Leistenbruch ist nicht immer schon direkt durch den Patienten zu erkennen.

Die Diagnose des Leistenbruchs erfolgt durch Untersuchung der Leiste im Stehen unter Husten und Bauchpresse. Dies auch im Seitenvergleich.

Bei unklarem Befund kann noch eine dynamische Ultraschalluntersuchung der Leiste durchgeführt werden.

Das Ergebnis der klinischen Untersuchung, der Ultraschalluntersuchung in Kombination mit der Befragung des Patienten über das genaue Beschwerdebild hat wesentlichen Einfluß auf die Dinglichkeit einer durchzuführenden Operation.

Welche Risiken fördern die Entstehung eines Leistenbruchs?

  • genetische Faktoren (gleichzeitiges Auftreten von Leistenbrüchen, Nabelbrüchen und Narbenbrüchen bei Familienmitgliedern
  • Rauchen
  • Vorhandensein von Asthma , chronischer Bronchitis = COPD und Diabetes
  • Übergewicht

Muss ein Leistenbruch immer operiert werden?

Auch wenn ein Grossteil der Leistenbrüche ungefährlich ist, kann es jederzeit zu einer Einklemmung von Darmanteilen kommen. Dies stellt eine bedrohliche Komplikation eines Bruches dar. Eine Einklemmung (Inkarzeration) ist in den meisten Fällen sehr schmerzhaft. Es stellt einen absoluten Notfall dar und muss noch am gleichen Tag operativ versorgt werden. Um diese Komplikation zu verhindern, besteht bei jedem Leistenbruch eine Indikation zur operativen Versorgung.

Die operative Versorgung des Leistenbruchs wird in Abhängigkeit folgender Faktoren individuell entschieden:

  • der Art des Bruches
  • der Grösse des Bruches
  • Alter und Begleiterkrankungen
  • körperlichen beruflichen Anforderungen
  • und dem Wunsch des Patienten.

Welche Operationsverfahren gibt es?

Man muss zwischen Verfahren mit und ohne Netzimplantation unterscheiden Die klassische Hernienversorgung nach ohne Netzimplantation (Shouldice) wurde bis zur heutigen Entwicklung der Netze als „Goldstandard“ durchgeführt.

Durch die Weiterentwicklung der Operationstechniken sowie der modernen Netze ist ein viel individuelleres Therapiekonzept möglich. Aus diesem Grund können wir für sie aus einer Vielzahl der operativen Versorgungsmöglichkeiten, mit und auch ohne Netzimplantation, das bestgeeignete Verfahren aussuchen.

Hernioplastik nach SHOULDICE

Diese Operationsmethode hat die geringste Rezidivquote bei der Versorgung der Leistenhernie ohne Netz. Die einzelnen Strukturen werden nach exakter Darstellung Schicht für Schicht ohne Einbringung von Fremdmaterial rekonstruiert und mit fortlaufender Naht versorgt. Diese Methode eignet sich vor allem bei kleinen Brüchen sowie bei jüngeren Patienten.

Hernioplastik mit Mesh Plug bzw. Perfix Light Plug nach RUTKOW bzw. nach MILLIKAN

Die Plug-Technik ist eine technisch einfache Operationsmethode bei der die Brucklücke mit einem kleinflächigen Netz verschlossen wird. Bei dieser Operation ist ein nur ca. 5cm langer Hautschnitt nötig, so dass es duch minimale Präparation zu einem geringen Gewebetrauma kommt.

Dieses Verfahren findet besonders bei kleinen und mittelgroßen Brüchen Anwendung.

Hernioplastik mit dem UHS-System (Ultrapro- Hernia- System) nach GILBERT

Bei dieser neuen Technik wird ein Netz zur Stabilisierung der Bauchdecke von der Innenseite eingebracht. Ein Teil des Netzes wird in einem Zeitraum von 4-6 Wochen vom Körper resorbiert, so dass nur ein geringer Netzanteil im Körper verbleibt.

Diese Operation ist vor allem bei mittelgroßen und großen Brüchen sowie kombinierten Brüchen geeignet. Aufgrund der guten Materialeigenschaften wird eine hohe Stabilität bei großer Flexibilität erreicht.

Hernioplastik nach LICHTENSTEIN

Dieses Verfahren ist die weltweit am häufigsten durchgeführte Operation. Duch fortlaufende Naht am Leistenband wird ein großflächiges Netz über die Leistenkanalhinterwand gedeckt.

Diese Methode eignet sich für mittelgroße und große Brüche wenn eine Versorgung der Rückwand des Leistenkanals, z.b. nach Voroperationen oder Bestrahlung, nicht mehr möglich ist.

Endoskopische Verfahren

Bei endoskopischen Verfahren erfolgt die Hernienversogung stets mit einem Kunststoffnetz in der Regel über 3 kleine Schnitte in der Bauchdecke (meist Nabel, linker und rechter Unterbauch). Endoskopische Verfahren ohne Einsatz eines Netzimplantats gibt es für erwachsene Patienten nicht. Die Verankerung des Netzes im Gewebe erfolgt durch Tacker, Kleber, selbsthaftenden Netzen oder ohne Fixation.

Endoskopische Operationen erfolgen in Deutschland zumeist unter stationären Bedingungen. Im globalen Vergleich erfolgen maximal 20% der Operationen endoskopisch.

Für endoskopische Operationen ist immer eine Vollnarkose (Intubationsnarkose) nötig.

Insgesamt gilt dieses Operationsverfahren jedoch gegenüber offenen Operationsverfahren als aufwändiger und teurer und ist nicht frei von Risiken.

Verhaltensempfehlung nach Leistenbruchoperation

Am Operationstag sowie am ersten Tag nach der Operation sollten sie viel Trinken und nur leichte Kost zu sich nehmen.

Bei Lagewechsel, Drehen, Husten oder Pressen kann es im Rahmen des normalen Wundschmerzes zu mittleren Schmerzen kommen. Hier kann ein leichtes Schmerzmedikament eingenommen werden.

Des weiteren kann es nach der Operation zu einer Schwellung sowie Blutergussbildung im Bereich der Leiste bis zur Schamregion kommen ( beim Mann mit Hämatomfärbung von Hoden und Penis). Die Schwellung sowie Hämatomfärbung bildet sich innerhalb der nächsten zwei Wochen wieder zurück. In dieser Zeit können sie mehrmals täglich für 5-10 Minuten die Region mit einem Coolpack kühlen.

Bei Rötung, starker Schwellung mit Schmerzen sowie Fieber sollten sie sofort mit uns Kontakt aufnehmen oder in unserer Sprechstunde vorstellen.

Körperliche Belastung mit Tragen von Lasten über 5 Kg sollte die ersten zwei Wochen nicht erfolgen. Ab der dritten Woche ist eine Aufbelastung bis 10 Kg (Fitness mit leichter Gewichtsbelastung) und ab der vierten Woche Vollbelastung möglich.